Treffpunkt Flughafen Nizza, kurzes Briefing und ab zum ersten Startplatz in «Gourdon» direkt hinter Nizza. Schlussendlich wollen wir in einer Woche mit unseren Gleitschirmen die Grenze zur Schweiz überqueren. 

10 Piloten, 2 Guide, 1 Kameramann und eine Fahrerin; das ist die Transalp-Süd Gruppe, welche sich auf das Abenteuer «Nizza – Schweiz» aufmacht. Organisiert ist das Camp von Chill Out Paragliding. Geplant sind 8 Etappen. Fliegen so viel und soweit möglich. Der Rest – im Gegensatz zum X-Alps – fahren per Büslein 😊.

Das Wetterglück ist uns hold und wir konnten während 6 Tagen gut thermisch fliegen. Die beiden anderen Tage waren wir auch in der Luft, es waren jedoch mehr Gleitflüge mit nur ganz wenig Thermik.

Speziell in Südfrankreich ist die «Seebrise». Sobald in den Bergen die Thermik aktiv wird, zieht der Wind vom Meer her an und kann sehr stark werden. Entsprechend kurz ist an thermisch guten Tagen meist auch das Startfenster. Man muss den Thermikbeginn also gut erwischen. Den die Startplätze im Süden haben oft nur so 300 m «Arbeitshöhe». «Absaufen» und zu starker Wind sind meist sehr nahe. Natürlich ist ein Starkwindstart mit der richtigen Technik zu händeln. Das Problem ist mehr, dass der starke Wind dann aber die Thermikschläuche verblässt.

Eine weitere Herausforderung sind die vielen unwegsamen, unlandbaren und wilden Täler. Hier willst Du nicht runter. Von oben sieht es zwar oft noch «lieblich» grün aus. In Wirklichkeit ist aber alles voller Büsche. Also nur landen, wo eine Strasse in der Nähe. Das kann dann immer noch ein mehrstündiger Fussmarsch ergeben, aber man kommt immerhin aus dem Gelände heraus.

Weiter galt die Aufmerksamkeit in unbekanntem Gelände immer auch den vielen Stromleitungen und Kabeln. Ein guter Landeplatz in Gleitzahl erreichbar war also immer ein «must». Aus diesem Grund war oberstes und erstes Ziel: «safe landing»! Ein guter Flug beginnt mit einem guten Start und endet mit einer sicheren Landung.

Der Tagesablauf war Morgenessen, Briefing, Flug, Debriefing, Nachtessen. Wetter, Route, Taktik wurde von den Teilnehmenden in Gruppen erarbeitet und im Briefing besprochen/diskutiert. Der Soll-Ist Abgleich fand dann im Debriefing statt. Es war spannend, wie die Wettermodelle zum Teil differenzierten. Auch die Auswertung der jeweils unterschiedlich geflogenen Linien war sehr spannend. Bekanntlich ist der kürzeste Weg nicht immer der beste!

Am Samstag, 11.09.2021 um 11:58 Uhr überflog ich die Grenze zur Schweiz – Ziel erreicht. Wegen der tiefen Basis war aber nicht an einen Weiterflug ins Wallis zu denken. Spätestens in Martigny wäre man am Boden gestanden – und dort will man ja bekanntlich nicht unbedingt landen. Deshalb wieder zurück und Landung in Vallorcine.

Alles in allem war es eine sehr erlebnisreiche und intensive Woche mit vielen Highlights. Ein für mich unvergesslicher Moment war ein Thermikschlauch von tief unten bis auf rund 2500 m mit 10 Gänsegeiern. Ich allein mit dem Gleitschirm mitten im Pulk der Geier – was für ein Glücksgefühl. Obwohl teils etwas ruppig, konnte ich dabei viele tolle «Geier-Fotos» machen. Denn zentrieren musste ich nicht – ich flog mit der Kamera einfach den Geiern nach. Das Ausweichen überliess ich ihnen 😉.

Die angefügten Bilder geben etwas Einblick in diese spannende Woche.

Herzlichst, Beat Gisin