Mit ÖV und Freunden nach Fiesch. Dann soweit wie möglich zurück fliegen, ev. via Les Diablerets. In der Hoffnung, dass der WNW die Suppe nicht versalzt.

Nur wenige Piloten am Start, die Streckencräcks sind fast alle auf dem Niesen auf Km-Jagd. Ohne Sonne starten wir um Zwölf. Das Obergoms ist schon duschter, also keinen Bock da noch ein Umweg zu fliegen. Alleine fliege ich gegen Westen. Schon vor Visp treffe ich auf Gegenwind.

Vor mir tauchen vier Gänsegeier auf. Der ruppige Schlauch erlaubt mir leider nicht einhändig zu fliegen und zu fotografieren. Im Nachhinein bereue ich dies, denn einer der Vögel fliegt nicht weiter. Er umkreist mich nur wenige Meter entfernt und guckt mich blöd an. Dann fliegt er am rechten Stabilo, wechselt zur Eintrittskante (keine mit 2 m Abstand) und fixiert mich andauernd. Mir wird doch ein bisschen mulmig. „Na Alter, alles im Griff, versuche ich Kontakt aufzunehmen. So nahe und so lange wurde ich noch nie von einem Geier beschattet. Als es zusammen in die Wolke steigt, verdünnisiert er sich. Was ein schönes Erlebnis.

Weiter Richtung Westen wird‘s ungemütlich. Sinken hinter den Bergrippen und turbulent vorne im Schlauch. Über dem Goppensteintal reicht‘s mir. Zapfe dusse! Trotz Pedal nur 10 Km/h vorwärts und mega suufe. 180° Wende.

Im Jolital will ich luvseitig noch ein bisschen Höhe machen, um nicht in Raron landen zu müssen. Als es kontinuierlich, ohne jegliche Turbulenzen steigt, sticht mich der Hafer erneut zum Weitermachen. Das Soaren entwickelt sich zu einem satten 6 m-Schlauch bis übers Schwarzhorn und die Basis steigt und steigt. Am Wilerhorn, auf 3400m unter der Wolke habe ich einen guten Überblick ins Lötschental und auf der anderen Seite, am Petersgrat, beginnt es zu kumulieren. Hinten am Breithorn verdeckt ein Cumuli die Spitze. Anzeichen vom gemeldeten Nordwind erkenne ich keinen.

Hueresiech, das muess doch gah! Und wenns nicht geht, dann halt äs chalts Plättli und äs Möschtli in Wiler im Lötschental. Schönes Gleiten übers Tal, Zeit zum Wasser lösen. Was für eine Wohltat vor dem Challenge. Mein Vorhaben funktioniert. Mit 2700 m erreiche ich den Petersgrat und steige auf 3500m. I muess no mau bisle. Ein finales, absout ruhiges Hochsoaren am Breithorn auf 3650 m löst bei mir ein Adrenalinschub aus. „I hättne füre gno, aber i hane nid gfunde, äs isch so chalt gsi!“

Dann die Überquerung am Tschingelhorn vorbei ins Berner Oberland. Wahnsinn! Absolut ruhige Luft bis an die Jungfrau, bzw. an die Rottalhütte. Dort steigt gerade ein gestarteter Gleitschirm nach oben. Eine unerwartete Hilfe zum Höhe machen. Die Westwand der Jungfrau, über den Schwarzmönch, hinüber zur Station Eigergletscher,  hammermässiger Eindruck.

Wenn du hier eine Fehleinschätzung machst, fehlst du beim Frühstück. Der Rest war Routine. Über dem Männlichen nochmals Konzentration, dort wurde es ziemlich dunkel. Dann vor der Schynige Platte trotz guter Höhe nochmals ins Lee geraten. Gaspedal runter bis es wieder flog. Ein letzter Versuch, via Harder Amisbühl weiter zu fliegen, scheiterte am Wetter. War mir auch eigentlich schnurzegal, unten wartete das „Hooters“ mit kühlen Möschtlis, Chicken Nuggets und glänzenden Strümpfen. Gelächter, Humor.

Am Niesen flogen die Cräcks 200 Km plus. Meine heutigen Eindrücke waren derart stark, dass ich, wie Markus Gründhammer, der Skyman es tut, Wahnsinn geschrien habe. Was für ein Glückstag mitten in der Bergwelt.

Track:
https://www.xcontest.org/world/en/flights/detail:Hauz/7.09.2021/10:02

Fritz Hodel