Die Nordwestschweizer Flugschule Airzone (Sergio Waldmeier) organisierte schon zum zweiten Mal eine Flugreise nach Mazedonien mit Ankunft in Skopie. Eine Gruppe von erwartungsvollen Gleitschirmfliegern und -fliegerinnen fuhren mit zwei Kleinbussen nach Krushevo. Etwa zwei Fahrstunden südlich von Skopje und knapp 60 km von der griechischen Grenze entfernt.

Krushevo ist der eigentliche Geburtsort des unabhängigen Mazedonien. Es liegt im Gebirge über der Pelagonien-Ebene zwischen Prilep und Bitola.

Wir durften gleich am ersten Tag erleben, wie die Bevölkerung ihren Nationalfeiertag auslebt. Die ganze Woche waren Festlichkeiten in der Stadt Krushevo im Gange und wir mitten drin. Sogar der Präsident Gjorge Ivanov war zu Besuch.

Unser Begleiter vor Ort, Jgor Todevski, ist ein ausgewiesener Gleitschirm-Wettkampfflieger und wir durften eine Woche lang in seinem Hause wohnen. Ein gut ausgebautes Haus mit vielen Zimmern und mit sehr guter sanitärer Einrichtung. Eine angestellte Dame besorgte am Morgen das Frühstücksbuffet. Zwei einheimische Busfahrer chauffierten uns die ganze Woche im Lande herum. Es sollte uns an nichts fehlen. Mit einem Lunchsack war auch für die Tagesverpflegung gesorgt. Das konnten wir sehr gut gebrauchen. Wir waren jeden Tag in der Luft und konnten aus unterschiedlichsten Höhen die Pelagonien-Ebene bewundern. Diese Flugwoche war einfach genial.

Das Land
Auch Makedonien genannt, ist ein Binnenstaat in Südeuropa. Hauptstadt: Skopje. Einwohner etwas mehr als 2 Millionen.

Mazedonien wurde 1944 gegründet als sozialistische Republik und wurde 1946 südlichste Teilrepublik von Jugoslawien. 1991 wurde die Unabhängigkeit ausgerufen und seit 2005 hat Mazedonien den Status eines Beitrittskandidaten der EU.

Die während Titos Zeiten und nach der Unabhängigkeit erstellten Monumentalbauten, Parks und Infrastrukturen können nicht unterhalten werden, wegen Devisenmangel, und zerfallen nach und nach. Sie werden einfach stehen gelassen und zeugen von einer recht grossen Armut des Landes. Interessanterweise sieht man das der Bevölkerung nicht an. Den Wohnhäusern aber schon.

Mazedonien hat eine der schwächsten Volkswirtschaften Europas, wirtschaftlich und politisch. Seit der Unabhängigkeit ging es nur abwärts und die verschiedenen Volksgruppen sind sehr gespalten. Die Mazedonier sind die grösste ethnische Gruppe neben Teilgruppierungen von Albanern, Türken, Roma, Serben und Bosniaken. Der 2. August ist der Nationalfeiertag (Ilinden-Aufstand von 1903) und der 8. September ist der Unabhängikeitstag.

Sonntag
Am ersten Flugtag besuchten wir das „kleine Matterhorn“. Eine Felsspitze, die wegen ihrer Konturen so genannt wird und ca. 8 bis 10 km Luftlinie nördlich von Prilep liegt. Die Felsflanken sind nach Süden gerichtet und bieten den ganzen Tag thermischen Auftrieb. Die Aussicht aus luftiger Höhe auf die Pelagonien-Ebene ist fantastisch. Im Rücken des Startplatzes liegt das alte Kloster Treskavec aus dem 13. Jahrhundert am Fusse des Berges Zlatovrv (Goldberg) auf ca. 1100 Meter ü Meer. Auch hier ist der Zerfall und der Geldmangel offensichtlich. Ein paar erwegene Flieger nutzten die gute Thermik und flogen an den südwestlichen Stadtrand von Prilep zu einer Pool-Bar. Gemeinsam löschten wir dann dort den immerwährenden Durst. Denn die Temperatur über Talgrund lag meist zwischen 30 und 35 Grad (im Schatten). Am Abend genossen wir noch einen Gleitflug vom Hausberg in Krushevo in die Talebene.

Montag und Dienstag
Diese Tage genossen wir fliegerisch mit Thermikfliegen vom Hausberg Krushevos, auf sehr unterschiedliche Art. Die Gewitterlage war sehr präsent und so erlebten wir dann auch noch eine Regenphase die dem Land sehr gut tat.

Mittwoch
Am Mittwoch waren die Verhältnisse so gut, dass einige Verwegene die Thermikstrasse Richtung Süden bis nach Griechenland ausnutzten. Ein etwas gewagtes Unternehmen, da sich diese Piloten auf Schleichwegen wieder zurück zur Grenze begeben mussten. Gestreckte Luftlinie von Krushevo zur griechischen Grenze ca. 56 km.

Donnerstag
Der Wind war an diesem Tag für unsere Verhältnisse zu stark. Wir genossen einen Badetag am Stausee hinter Krushevo. Eine landschaftlich liebliche Gegend die jedoch durch den überall abgelegten Müll und den mangelnden Unterhalt der Infrastruktur massiv an Wert und Schönheit verliert. Später durchquerten wir dann noch die Pelagonien-Ebene und fanden einen Soaring-Hügel in Rubnik, nordöstlich von Prilep, mit grossem Spasspotential. Starkwindfliegen am Hang bis die Sonne unter geht. Um den Startplatz zu erreichen, mussten doch immerhin etwa 100 Höhenmeter zu Fuss begangen werden. Für einige mehrmals?!?!? Sport war angesagt. Andere blieben länger in der Luft und sahen dem Treiben am Boden von oben zu.

Freitag
Wir mussten abermals dem Starkwind in Krushevo ausweichen und genossen das Hangsoaring in Rubnik. Die Autofahrt dahin dauerte jeweils etwas mehr als eine Stunde und so konnten wir uns ein Bild machen von der Landwirtschaft in der Ebene. Die Gegensätze zu unseren Möglichkeiten der Bewirtschaftung könnten nicht grösser sein. Die Armut ist allgegenwärtig. Die Höfe in einem desolaten Zustand und die Arbeitsgeräte alt und verrostet. Auch die Traktoren sind Oldtimer. Die Transporte mit dem Rosswagen sind alltäglich. Tabak ist übrigen das Hauptexportprodukt dieser Gegend. Es wird auch Mais, Getreide und Trauben angebaut.

Samstag
Da unser Rückflug erst gegen Abend angesagt war, konnten wir am Morgen noch einmal in die Luft. Wir mussten uns etwas gedulden, da der Wind für unser Können noch zu stark war. Dafür war die Windstärke für Spitzenkönner die richtige Vorgabe für ein Demofliegen mit Akkrowert und wir staunten über diese Showeinlage. Später nutzen auch wir „Normalflieger“ die guten thermischen Verhältnisse und bestaunten zum letzten Mal die interessante Umgebung der Pelagonien-Ebene aus der Luft.

Würdigung
Die ganze Woche vom 1. bis am 8. August lief ohne Unfall und ohne Misstöne ab, und ich denke für jeden und seine Möglichkeiten war etwas dabei. Dank der guten Leitung von Sergio und seiner Begleitmannschaft, sowie die Unterstützung von Jgor Todevski, konnten wir eine ereignisreiche Woche geniessen. Für jeden zu empfehlen der fliegerisch eine Abwechslung und kulturell eine ganz andere Gegend erleben will.

Danke Airzone!

Dinu