Marbach – Genfersee – Frutigen

2. Juni 2020. 8 Stunden-Flug, 142 Km

Bericht und Fotos: Fritz Hodel

Voller Teamgeist fuhren wir zu sechst (alles geili Sieche) auf die Marbachegg. „Gemeinsam an den Genfersee fliegen“, war angesagt. Verdankeswerterweise haben die „Jungs“ die Flug- und Wetterverhältnisse vorgängig abgecheckt, sodass ich als „alte Löu“ nur noch fliegen musste. Röbu, der Lokalcräck flog kurz nach 11 Uhr als Erster los. Es kumulierte und es stieg am Wachthubel. Michu, Minu, Marc, Ädu und ich hinterher. Für mich überraschend, so früh, so gute Thermik anzutreffen. Wir flogen über die Honegg an den Sigriswiler Grat. Nach einer tiefen Kampflinie konnte ich oberhalb Sigriswil auf knapp 2200 m aufsteigen. Die Anderen suchten über Heiligeschwändi einen brauchbaren Lift. Spontan entschied ich mich für eine alleinige lange Seequerung Richtung Günzenen. Ich glaubte, Röbu am Niesen sehr tief gesehen zu haben.

Ganze fünf Viertelstunden murkste ich rum, bis ich den Sprung gegen die Bise an die Stockhornkette schaffte. Michu und Ädu schafften die Schlüsselstelle ebenfalls. Über dem Walalpgrat wartete ich, bis sie aufschlossen. Alle ab Richtung Gantrisch. Warum dann beide gemeinsam tief Richtung Gurnigelpass weiterflogen, vermag ich nicht zu sagen.

Wohl oder übel zog ich allein weiter ins unbekannte Flugterrain. Ochse, Märe, Schwarzsee. Bei Gruyere, am Vanil Noir, entschied ich mich, dem Grat zu folgen, anstatt einer Querung zum Moleson. Ich flog direkt in eine Talwind- und Bisenfalle hinter Montbovon und in den Schatten. Huere Gigu, wie chame nume! Eine Blamage drohte, mit meiner neuen Waffe dem Omega Xalps 3, abzusaufen. Baustelle Nummer zwei. Nach endlosen 30 Minuten und endlosen Schleifen im Schatten der wunderschönen Voralpenwelt, hangelte ich mich Meter für Meter Richtung Col de Jaman hoch. Nein, ich habe nicht geflucht, ich musste mich wirklich nur aufs Fliegen konzentrieren. – Dann sah ich plötzlich den Genfersee, unser Ziel!

Während des Fotografierens am Roger de Naye, beamte es mich ohne gross zu kreisen auf 2500 hoch. Es war bereits 17 Uhr. Um mir eine längere Rückfahrt zu ersparen, beschloss ich jetzt, via Saanenland (von der Bise geschützt) zurück zu fliegen. Hier begegneten mir 3 Gänsegeier.

Die Thermik auf dem Rückflug war granatenmässig. Nur drei Mal, am Roger du Midi, an der Wispile und in der Lenk musste ich drehen. Ab Albristhorn wäre es eigentlich gratis entlang der Niesenkette bis Spiez gelaufen. Anstatt die Männliflue westlich zu umfliegen, pokerte ich und wollte cool darüber hinweg gleiten. War wohl nix! Ich flog in eine Sackgasse und musste auf die Adelbodnerseite wechseln. Erst ein 5 m Spülgang, dann stehend im Talwind. Keine Chance, die First oder das Elsighore zu erreichen. Es sah dort doch soo gut aus! Passieren solche Falschüberlegungen aufgrund von zu langem Fliegen?

19:25 Uhr. Sichere Landung auf der Alp Achsete. Dank eines freundlichen Bauern und einer jungen Bäuerin, erreichte ich mitfahrend und rennend den Bahnhof Frutigen, um 20:20 Uhr, drei Minuten vor Abfahrt.

Flugvorbereitung ist gut, aber meistens kommt es doch anders als geplant.

Einfach fliegen lassen, die Schweiz ist ÖV mässig so gut erschlossen.

Landschaftlich gesehen, war dies einer meiner schönsten Flüge in der Schweiz

XContest: https://www.xcontest.org/world/en/flights/detail:Hauz/2.6.2020/09:20#fd=flight

Fritz Hodel