Beim letzten Thermikhöck dieses Frühlings durften wir einen spannenden Besuch im Tower des EuroAirports machen. Das Interesse war riesig – aus einem geplanten Besuch wurden gleich drei! Ein ganz grosses Dankeschön geht an Martin Müller, der uns diesen einmaligen Einblick ermöglicht hat.
Als Linienpilot mit zahlreichen Anflügen nach Basel hat er uns viele interessante Fakten rund um den EuroAirport zusammengefasst– insbesondere zur oft aktiven TMA (Tango Sectors T1 und T3):
Wissenswertes zur TMA Basel (Tango Sectors T1 und T3):
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Die Aktivierung der Tango-Sektoren wird morgens vom Supervisor anhand der Windverhältnisse entschieden.
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Basel hat häufig Wind mit Nordkomponente – statistisch gesehen bleibt das oft den ganzen Tag so.
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Aus Lärmschutzgründen wird Basel (auch bei leichtem Rückenwind, solange innerhalb der Flugzeuglimiten) meist von Norden über Piste 15 angeflogen – selbst dann, wenn laut Lehrbuch bereits auf Piste 33 gewechselt werden müsste.
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Starts auf Piste 15 beeinflussen die Aktivierung der T-Sektoren nicht, da der Steigwinkel der Airliner ausreicht, um im kontrollierten Luftraum zu bleiben.
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Aktive Tango-Sektoren gibt der ATC (Air Traffic Control) maximale Flexibilität, die Anflugrichtung und Landepiste schnell zu wechseln – etwa bei veränderten Bedingungen oder auf Wunsch der Piloten.
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Sind die T-Sektoren nicht aktiv, dauert es ca. 30 Minuten, bis der Luftraum freigegeben ist – es braucht Zeit zur Koordination mit den umliegenden Kontrollzentren.
→ Beispiel: Ein anfliegender A320 müsste ggf. 30 Minuten Warteschleife fliegen, bis er auf Piste 33 landen darf – das bedeutet etwa 1200 kg Kerosinverbrauch!
Funkthemen – für alle mit Funklizenz:
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Anfragen zur Einflugerlaubnis bei aktiven Tango-Sektoren sind jederzeit möglich – die Freigabe liegt jedoch im Ermessen des jeweiligen Kontrollers.
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Kontroller kennen keine Ortschaften oder Landschaftsmerkmale – Positionsangaben deshalb immer in Distanz und Richtung zum Flughafen oder VOR (z. B. „South of Hochwald“).
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Höhenangaben immer in Fuss (ft) oder Flight Level (FL) durchgeben – z. B. auch vorschlagen, dass man nicht über FL80 steigen will, damit IFR-Verkehr noch bis auf FL90 geführt werden kann.
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Man kann ggf. auch erwähnen, dass man die TMA schnell verlassen kann (runter Spiralen).
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Die Kontroller haben uns ermuntert, eine Funkausbildung/Lizenz zu machen.
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Auch Gleitschirmpiloten wurden ausdrücklich motiviert, eine Anfrage zur Einflugerlaubnis in die TMA zu stellen.
→ An besonders guten Streckenflugtagen wird die TMA manchmal deaktiviert, da viele Anfragen von Segelfliegern eingehen. -
Je nach Supervisor ist sogar eine telefonische Anfrage zur gewünschten Deaktivierung der T-Sektoren möglich.
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Das HX-Prinzip (flexible Aktivierung/Deaktivierung) der Tango-Sektoren wurde bei der Einführung des ILS33 (Anflug über die HW) in Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteuren, darunter auch der SHV, ausgehandelt.
→ Eine permanente TMA wäre für die ATC einfacher – dass die TMA nicht dauerhaft aktiv ist, ist also reiner Goodwill. Wir Gleitschirmpiloten stehen hier leider am unteren Ende der Prioritätenliste.
‼ Wichtig: Im Zweifel nie über 1750 m ü. M. unter T1 oder T3 (TMA) fliegen! ‼
(Die obige Informationen sind natürlich wie immer ohne Gewähr – es gelten die offiziellen Regeln und Informationen der Behörden: ICAO / EASA / BAZL / SHV.)