Voller Erwartung und Vorfreude trafen wir uns am Dienstag Morgen am Badischen Bahnhof in Basel um unsere Reise nach La Réunion anzutreten. Die 16 Teilnehmer (wovon fast 50% vom DPCH), Gleitschirme und etliche weitere Koffer und Taschen wurden in zwei Busse verladen und machten sich auf den Weg nach Strasbourg.
Schon zu Beginn unserer Reise sollten wir mit Problemen in Form einer Blechkolonne konfrontiert werden.
Im Stau nach Strasbourg stieg die Nervosität, bis dann klar war, dass wir unseren TGV, der uns direkt an den Flughafen Charles de Gaulle bringen sollte, verpasst hatten.
Ab diesem Zeitpunkt übergaben wir unser Schicksal in Sergios Hände, der dieses Problem souverän löste.

Wir konnten mit einem späteren TGV nach Paris Gare de l´Est fahren und schafften es, unseren Flug rechtzeitig zu erreichen, trotz Metro und zweimal Umsteigen mit Gepäck.
Spätestens als wir im Flugzeug sassen, entspannten sich alle und versuchten, den 11-stündigen Flug einigermassen schlafend hinter sich zu bringen.

In St. Denis angekommen erwartete uns blendendes Wetter, angenehme 26°C und französisches Flair. Dann wieder Warten, bis wir unsere Mietautos bekamen.

Gespannt begaben wir uns nach St. Leu, dem Gleitschirmspot von La Réunion. Bei einem stärkenden Snack lernten wir Pascal kennen, unseren Guide für die nächsten zwei Wochen.
Unsere Unterkunft übertraf alle Erwartungen: Leu Pied dans L´Eau ist eine 4*-Residenz mit direktem Strandanschluss, beleuchtetem Pool, Wifi und allen Schickanen, die man sich sonst noch so wünscht. Wir hatten uns schnell eingelebt in den komfortablen Zimmern und machten uns bereits am Ankunkftstag auf für einen ersten Flug vom Colimaçon 800er.
Dies sollte unser Hauptstartplatz werden, schön planiert, mit WC etc. Dort wurde auch der PWC schon ausgetragen. Der Landeplatz befand sich direkt am Strand mit Endanflug über dem Korallenriff.

Wir flogen hauptsächlich im Lee der hohen Berge. Das Wetter der Insel wird von einem Ostpassat bestimmt. Am Morgen früh ist es wolkenlos und klar, dann kumuliert es ziemlich schnell und die Wolkenbasis manifestiert sich bei ca. 900 m.ü.M.
Diese Begebenheit beeinflusste natürlich auch unsere Flugpläne.

In der Regel standen wir sehr früh auf, Abfahrt war häufig um 5.00 Uhr, spätestens um 6.00 Uhr, wenn wir einen hohen Startplatz erreichen wollten. Nach dem ersten Flug kamen wir oft zurück in unsere Unterkunft und genossen den herrlichen Brunch, den Sue für uns zubereitete, oder kühlten uns mit einem Sprung in den Pool ab.
Am Nachmittag flogen wir dann am Hausberg Colimaçon und meist reichte es auch noch für einen gemütlichen Sunsetflug. Da kamen dann die Freestyle-Piloten mit den Advance Zetas auch zum Zug und flogen im Partnerlook für die Zuschauer  vor atemberaubender Sonnenuntergangskulisse.

Die Thermikschläuche wurden uns angezeigt von weissen tropischen Vögeln mit langen, dünnen Schwänzen, einzigartig in La Réunion, genannt “paille en queue” oder einfach Dodo. Auch die Autobahn und die “Ravines” (tiefe Schluchten, die durch die Vulkanaktivität entstanden sind), waren immer sichere Abrisskanten für Thermik. Dort konnte Höhe gewonnen und eine Strecke geflogen werden.

Highlights der Réunionreise waren die zwei Flüge vom Piton Maido mit Sicht auf den Cirque de Mafate, 2190 m.ü.M. mit Klippenstart. Beim ersten Versuch gab es spektakuläre Starts, die für grosse Augen und teils bestürzte Reaktionen sorgten. Wir waren überwältigt von der Kulisse, den imposanten Felswänden und der Morgensonne. Die Thermik war stark und man wurde direkt nach dem Start ziemlich durchgeschüttelt.
Mit 6-8m/s Steigen überhöhten die meisten im Startschlauch den Startplatz und begaben sich auf Strecke mit dem Ziel St. Leu.
Viele schafften es, das ambitionierte Ziel nach einem Flug über Zuckerrohrfelder, Palmenwälder, Dörfer, Wasserlöcher und Gräben zu erreichen, der Rest war verstreut auf der Hochebene abgesessen und musste mithilfe von Koordinatenübermittlung wieder eingesammelt werden.

Nördlich von St. Leu starteten wir vom Bellemène, die Landepiste sah wirklich wie eine Flugzeugpiste aus, gesäumt mit weiss bemalten Steinen auf beiden Seiten. In St. Paul besuchten wir nach dem Flug den lokalen Markt. Angeboten wurden hauptsächlich alle Arten von tropischen Früchten und Gemüsen, Handwerk, T-Shirts und Vanille in verschiedenen Konsistenzen. Hier konnte jeder ein Souvenir für zu Hause finden.

Im Süden der Insel am Fusse des Piton de la Fournaise (2631 m.ü.M.), dem aktiven Vulkan, haben wir uns den Soaringhügel Piton Rond vorgenommen. Einige konnten gut Höhe machen, sind an die Bergflanke geflogen und haben Wasserfälle und bewaldete Krater von oben besichtet. Andere versuchten sich im Toplanding, was beim einen oder anderen in den Sträuchen geendet hat. Allgemein wurden die verschiedenen Berberitzenarten intensiv studiert und etliche Schirme aus diesem dornigen Gestrüpp herausoperiert.
Am zweiten Tag im Süden sind wir vom Piton Textor gestartet.
Der viel gerühmte Flug Rivière des Romparts war aufgrund der Windverhältnisse leider nicht möglich. Doch vier Piloten haben den richtigen Zeitpunkt erschwischt und konnten, als wir auf dem Plaines des Grègues starteten, eindrehen, queren und einen Teil der Schlucht Rivière des Romparts abfliegen und dann in St. Pierre am Strand landen.

Die Gruppe war sehr angenehm und unterhaltsam. Wir haben viel gelacht, gejasst, gebadet, gut gegessen, Dodo (Bier von La Reunion) und Wein getrunken und einfach das tropische Ambiente genossen.
Einen Tag haben wir für Alternativprogramme reserviert. Eine Gruppe unternahm eine 5-stündige Vulkanwanderung auf den Piton de la Fournaise und kam voll beladen mit Vulkangestein zurück. Die Wasserratten gingen mit der Tauchstation unter Wasser, in der Hoffnung, einen Hai zu sehen, was leider erfolglos blieb. Andere versuchten sich im Fischen, nachdem sie sich im Decathlon mit einer Angelrute eingedeckt hatten. Alles was sie fingen war ein Picassodrücker, ein kleiner, farbiger Zierfisch.
Es wurde auch geschnorchelt, geshoppt und relaxt.

Der Jahrhunderttag war der 23. November, unser zweiter Maidoflug. Geplant war, der Bergkette nachzufliegen und im Flussbett Ravine des Galets zu landen. Die DPCH Piloten konnten jedoch beim Startplatz derart aufdrehen, dass sich ein Ausflug zum Gran Bénare (2896 m.ü.M.) lohnte. Dort konnten einige auf über 3000 m.ü.M. aufsteigen, was bei unserem Guide Pascal für staunende und bewundernde Ausrufe sorgte. Die Sicht auf den Cirque de Cilaos aus dieser Höhe war ein Spektakel und wird den Piloten sicher in bester Erinnerung bleiben.  Gemäss Pascal gibt es so eine Möglichkeit nur 2x/Jahr, wir waren also zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

Die emotionalen Höhenflüge wurden leider auch durch einen Absturz überschattet, welcher zum Glück aber glimpflich ausging. Der Pilot verletzte sich nur leicht und darf nun ein zweites Mal Geburtstag feiern.

La Réunion hat sich als sehr schöne und ertragreiche Flugdestination entpuppt, wir konnten viel Airtime und Erfahrungen sammeln und die Ferien in tropischer Umgebung in vollen Zügen geniessen. Danke an dieser Stelle an die super Organisation von Sergio Waldmeier (www.airzone.ch). Diese Reise kann auf jeden Fall wärmstens empfohlen werden.

Die Rückreise lief ohne grössere Zwischenfälle ab, obwohl wir auch da wieder im Stau standen und beinahe den Flug verpasst hätten. Wobei uns das wohl nicht viel ausgemacht hätte. Jeder wäre gerne noch geblieben statt in die kalte Schweiz mit Minusgraden zurückzukehren.
Die Erlebnisse werden wir im Herzen behalten und noch ein bisschen in Erinnerungen schwelgen.

Mara