Am Sonntag trafen sich 15 Gleitschirmpiloten in aller Frühe am Flughafen in Zürich, um zusammen eine Woche Flugferien in Sizilien zu verbringen. Die Reise wurde organisiert von Airzone, Flugschule Nordwestschweiz.

Unser Flug mit Air Berlin führte uns nach Catania. Dort trennten wir uns in zwei Gruppen, die eine reiste mit dem Mietbus quer durchs Land nach Palermo, der Rest kam in den Genuss einer Fahrt mit dem italienischen Überlandbus.

Auf dem Weg sahen wir den schneebedeckten Gipfel des Ätna, grüne Felder, Hügel und üppige Blumenwiesen. Fast gleichzeitig kamen wir in einem Aussenviertel von Palermo an, wo wir unseren sizilianischen Guide Adriano kennenlernten.

Damit wir noch am ersten Tag zum Fliegen kamen, fuhren wir direkt mit allem Gepäck an eine Klippe am Meer in der Nähe von Palermo. Wie alle Fahrten, die wir während dieser Woche unternehmen sollten, dauerte diese exakt 35 Minuten.

Die Klippe befand sich wenige Meter oberhalb einer Bahnlinie, wo gemäss Adriano nur ganz selten Züge vorbeifahren. Ein paar erfahrene und flughungrige Piloten mischten sich unter die Einheimischen, soarten an der Klippe bei starkem Wind hin und her und konnten sich bereits im Toplanden beweisen.

Müde von der langen Reise gab es auch einige Zuschauer oder Strandspaziergänger, die den 1. Reisetag so fortsetzten.

Beim Feierabend-Moretti in der Dorfbeiz lernten wir auch die sizilianische Art vom Eisessen kennen. Die verschiedenen Gelati werden im aufgeschnittenen Brioche serviert und mit dem Löffel gegessen.

Danach bezogen wir unsere Zimmer im Hotel Solunto Mare in Casteldaccia.

Die Zimmer waren grosszügig und typischerweise mit verschiedenen Defekten versehen, dafür fast alle mit Meersicht.

Am Montag trafen wir uns wie jeden Morgen um 10.00 Uhr zum Briefing. Nachdem wir uns im Supermarkt mit Picknick eingedeckt hatten, fuhren wir mit den zwei Minibussen zum Startplatz Pollina, eine 321m hohe Klippe in der Nähe von Cefalú.

Ein grosser, einfacher Startplatz machte es möglich, dass alle gut in die Luft kamen und bei thermodynamischen Bedingungen soaren, aufdrehen, toplanden und wieder starten konnten. Der erste Tag war jedoch durch ein paar Zwischenfälle überschattet: Ein Pilot flog ins Lee und wurde regelrecht heruntergewaschen, er konnte zum Glück nach wenigen Minuten Flug gut in einem stacheligen Gebüsch landen. Mehrere Gurtzeuge wurden durch Übermut und Dornen in Mitleidenschaft gezogen und Sergio’s Flickset wurde bereits am 1. Tag beansprucht. Am späteren Nachmittag endete eine missglückte Toplandung noch im Geländewagen eines Sizilianers. Zum Glück gab es nur einige Beulen am Auto, welche mit Fluchen und wildem Gestikulieren kommentiert wurden.

Einige Piloten schafften es, viel Höhe zu machen und wagten sich auf den ersten Streckenflug in Richtung Cefalú und zurück. Mit dem Sonnenuntergang landeten dann alle am Strand.

Am Abend führte uns Adriano in ein gemütliches sizilianisches Restaurant an der Küste, wo wir frischen Fisch, Muscheln und feine Pasta geniessen konnten. Überhaupt assen wir während der ganzen Woche sehr gut und abwechslungsreich.

Die ganze Woche hatten wir grosses Glück mit dem Wetter. Die Wetterlage wurde während der Woche immer stabiler und der Wind drehte einmal in jede mögliche Richtung, daher waren wir jeden Tag in einem neuen Fluggebiet und konnten ein bis zwei neue Startplätze kennenlernen. Wir genossen den wärmenden Sonnenschein und beobachteten, wie sich die Thermikwölkchen langsam bildeten.

Adriano erklärte uns jeweils die verschiedenen Streckenflugziele und -möglichkeiten. Mehrere Piloten konnten die empfohlenen Routen abfliegen, auch wenn nicht immer alle am Zielpunkt ankamen. Nach Übermittlung der Koordinaten konnten aber wieder alle eingesammelt werden. Mehr als einmal wurden die Piloten jedoch auch überrascht und konnten, nachdem sie das Fahrwerk schon ausgefahren hatten, noch einmal eindrehen, Höhe machen und ihren Flug fortsetzen.

Auf unserer Reise wurden wir begleitet von Anders, einem Schweden, der auf Gleitschirmweltreise war. Oft startete er als „Dummy“ und zeigte uns an, wo es rauf oder runter ging oder wo es turbulent war.

Unser Guide Adriano suchte unsere Startplätze sicher aus und kurz nachdem wir ankamen, trafen jeweils seine „Jünger“ ein, die alle wie Adriano einen Skywalk Cayenne flogen. Die offiziellen Landeplätze entpuppten sich teils als etwas problematisch. So waren sie entweder mit verschiedenen Tieren bevölkert oder mit blühenden Disteln übersät, was vor allem die Piloten mit Impress und Shorts zu spüren bekamen. Auf einem Landeplatz machten Sergio und Jasmin Bekanntschaft mit einem jungen Stier, der über die anfliegenden Gleitschirme gar nicht erfreut war. Abgesehen von kleineren Blessuren und aufgeschürften Knien verlief die Reise aber unfallfrei.

Die Gruppe im Bus von Adriano musste während der Fahrten ein starkes Nervenkostüm haben. Er telefonierte und gestikulierte ununterbrochen oder schrieb SMS am Steuer. So wurden wir einigen verkehrstechnischen Gefahren ausgesetzt, die zum Glück allesamt glimpflich abliefen.

Highlights waren sicher die Flüge in Pollina mit stundenlangem Klippensoaren oder der Flug vom Monte Gradara (Romitello), wo wir vor den gigantischen Windrädern starteten und diese dann im Nu überhöhten und von oben sahen. Auf dem Monte Kumeta genossen wir die wunderschöne Aussicht auf den Stausee und konnten das ganze Ridge abfliegen.

Es gab für alle Reisenden Erfolgserlebnisse und dank Sergio konnten auch die unerfahreneren Piloten und die Schüler profitieren und viel dazulernen.

Vielen Dank für die perfekte Organisation dieser Flugreise und die gute Betreuung vor Ort an Sergio Waldmeier (Airzone Flugschule Nordwestschweiz).

Mara