Die Dämmerung setzt langsam ein, als sich die ersten Mitglieder vom DPCH am Samstag, 17. September etwas vor 07:30 Uhr in Diegten für das Vereinsweekend im Tessin besammeln. Die Vorfreude ist gross und die Stimmung entsprechend gut. Schon bald rollt der Kleinbus mit Roman – einem Segelflugpiloten – am Steuer los in Richtung Gotthard.
Eigentlich war das Weekend zum 30-jährigen Vereinsjubiläum im 2020 geplant. Aber Corona hatte diese Pläne durchkreuzt und die Reise in das Jahr 2022 verschoben.
Während es auf der Alpennordseite bedeckt und regnerisch war, freuten wir uns auf die Ausfahrt aus dem Gotthardtunnel, denn dort war Sonne angesagt. Dies dank kräftiger Unterstützung vom Nordföhn (über 10 hPa Druckunterschied), welcher natürlich «Gift» für das Fliegen im Tessin ist. So war klar, dass wir am Samstag noch nicht in die Luft kommen, sondern das Tessin zu Fuss und kulinarisch geniessen werden.
Der Kaffeehalt vor der Gotthardröhre genossen wir sehr. Doch just in dieser Zeit hatte ein LKW im Gotthardtunnel eine Panne und musste abgeschleppt werden. Die Folge war eine totale Tunnelsperrung und so kamen auch wir in den «Genuss» vom obligaten Gotthardstau. Doch was solls, vom Wetter her hatten wir am Samstag ja genügend Zeit.
Für unsere Geduld wurden wir dann auf der Alpensüdseite wie prognostiziert vom schönsten Wetter belohnt. Auf der Raststätte Bellinzona der nächste kurze Halt – mit Tobias hatten wir vereinbart, ihn dort zuzuladen.
An der Talstation im wunderschönen Miglieglia angekommen, besichtigten wir den offiziellen Landeplatz – denn am Sonntag sollten wir trotz weiterhin etwas Nordüberdruck in die Luft kommen. Raphi, der das Tessin und den Monte Lema bestens kennt, machte die Einweisung.
Danach ging es auf «unseren» Berg – den Monte Lema. Die einen mit der Bahn, die anderen nahmen die gut 850 Höhenmeter zu Fuss in Angriff. Es war eine wunder schöne Wanderung durch die Tessiner Wälder. Nach weniger als 1,5 h auf dem Gipfel angekommen, erwartete uns Augusto, der freundliche und sympathische Gastgeber auf dem Monte Lema. Etwas Essen, ein erstes Bier, ein feines Glas Wein und dazu die Sonne wie die wunderschöne Aussicht geniessen; was will man mehr. Natürlich gingen wir auch noch die paar Meter hoch zum riesigen Startplatz – eine «Spielwiese» par exellence! Die Böenspitzen bis über 50 km/h Nord erlaubten es aber nur Raphis Lenkdrachen, in die Luft zu gehen. Aber dieser – und wir alle auch –
hatten grosse Freude daran.
Bei wunderbarem Ausblick vom Gipfel des Monte Lema über das Tessin, den Lago di Lugano bis auf die Skyline von Mailand genossen wir unser Nachtessen, dazu ein feiner Rotwein oder das eine und noch eine Bier.
Der Sonnenuntergang am Samstag wie auch der Sonnenaufgang am Sonntag waren vom Gipfel aus natürlich entsprechend stimmig und liessen die Vorfreude auf das Fliegen weiter steigen. Doch dazu mussten sich die Wetterprognosen noch bestätigen.
Gut erholt nach der Nacht auf dem Monte Lema gab es anschliessend ans Morgenessen das Briefing. Bei weiterhin leichtem Nordüberdruck sagten die Prognosen, dass der Nordwind zwischen 11 und 12 Uhr nachlässt und wir danach auf dem Gipfel leichten SW erwarten dürfen. Auf 2000 m Höhe bleit ein 10er Nord, der im Tagesverlauf von NO auf NW dreht, Basis 2600 m, sehr labil mit guter Thermik bis um 18 Uhr.
Und die Prognosen sollten Recht bekommen. Um 10 Uhr gingen wir mit unseren Gleitschirmen auf den Gipfel, um den Morgen so richtig zu geniessen und genügend Zeit zu haben. Der Nord war noch spürbar, aber kein Vergleich zum Samstag. Durch das Jubiläum der Monte Lema Seilbahn war der Berg sehr gut besucht und wir standen unter grosser Beobachtung. Raphi übernahm die Einweisung unserer Gruppe in das Fluggebiet und schon wenig später zog er seinen Schirm auf und begann, die erste Thermik zu drehen. Nun ging es schnell. Bald war ein zweiter, ein Dritter Schirm in der Luft und man konnte um 12 Uhr bereits gegen 2000 m aufdrehen.
Wind, Thermik und Basis waren wie prognostiziert ideal. Es erlaubte uns, die ganze Kette bis etwas weiter als den Monte Tamaro abzufliegen. Der Nordwind wurde nach und nach schwächer und drehte am Abend wie vorausgesagt auf Nordwest. Was für ein Genuss, auf über 2600 m mit super Fernsicht über das ganze Tessin bis weit nach Italien zu blicken. Für das Top-Landen bietet sich der Monte Lema gerade zu an. Also wieder landen, eine Pause und wieder ab in die Luft. Mehr als meine Worte sagen die vielen Bilder zum Bericht, die Ihr auch hier auf unserer Homepage findet.
Etwas nach 17 Uhr trafen die letzten Piloten*innen am Landeplatz ein. Ein letztes Bier und dann mit Roman am Steuer ab Richtung Norden. Mit der Eindämmerung und einer wunderschönen Stimmung – am Himmel wie im Bus – nahm das tolle Weekend langsam sein Ende.
Monte Lema – wir kommen wieder!
Herzlichst
Euer Präsi, Beat