Cross Country Fliegen vom Wallis quer ins Bündnerland auf der Rentnerroute
Nach der grossen Regenzeit endlich ein Lichtblick. 3 Tage schönes und warmes Wetter. Biwaksack, Schlafmatte, Schlafsack, Wanderstöcke, Foto, Handy, Proviant sowie Kleinmaterial in den Gleitschirm gepackt und ab gings mit 20 Kg Rucksack. Mit 110 Kg Abfluggewicht etwas über dem max. Gewicht für meine Fliegertüte.
22. Juni. Fiesch – Savognin
Fiesch. Einfach mal nach Osten lostümpeln und schauen, wo’s hintreibt. Das Obergoms geht gut, es liegt noch sehr viel Schnee in den oberen Bergregionen. Mit stattlicher Höhe fliege ich über die Grimsel zum Rhonegletscher Richtung Furka. Der Gletscher wird immer kürzer, der See an der Gletscherzunge immer grösser und das Blaue über mir verheisst auch nichts Gutes. Ich saufe und saufe Richtung Bellvedere. Längts, längts nid? Es reichte nicht. 100 m vor der Passhöhe muss ich im Gegenwind grounden. Dumme gange. Stört mich allerdings nicht so sehr, habe ja keinen XC Streckenflugstress. Laufe mit dem ganzen Kram im Schnee auf die Ostseite der Passhöhe und starte direkt an der Strasse wieder. Kurze Zeit später bin ich wieder auf 3000 m am Grossen Furkahorn. Kei Seich, sowas macht doch Spass! Die Wolken sehen auf der Südseite ab Andermatt besser aus als auf der Rennstreckenseite. So wechsle ich über dem Sawiri Hotel zum Rossbodenstock. Von hier weg überquerte ich zig, mir unbekannte Täler, um auf der anderen Seite wieder hochzudrehen. Piz Medel, Piz Terri, Piz Aul, Vals, Alperschällihorn und Piz Curver. Alles Namen aus der Landkarte. Während Fluges hatte ich keine Ahnung. Dass ich schlussendlich bei Savognin gelandet bin, erfuhr ich vom sympatischen Jungbauer am Landeplatz, nach 19 Uhr. Nach einem Einkehrschwung Schlafplatz suchen. Eine Baggerschaufel, abgestellt am Flussufer des Schletg wurde mein Biwak. Tagesbilanz: 2 Flüge (Furka Zwischenlandung) 120 Km.
23. Juni. Lenzerheide – Realp.
Sonnenaufgang direkt in den Schlafsack. Vom Tau alles ziemlich nass aussenseitig, innen Komfort plus. Dumm nur, dass die Bergbahn noch nicht in Betrieb ist. Mit dem Bus fahre ich rüber nach Lenzerheide. Der Piz Scalottas 2321 m, der ideale Startplatz zur Mittagszeit. Butterweicher Pfupf bis über 3000 m. Mit leichtem Rückenwind nehme ich den Rückweg über die unzähligen Täler hinweg. Die Wolkenbasis steigt immer höher. Bei einer Querung komme ich an der Waldgrenze an und spüre deutlich die Wirkung des Talwindes. In einem ruppigen Lee erwische ich dank einer Blütenstaubwolke aus den Tannen, den Anschluss an die schneebedeckten Gipfel der Pizzen wieder. Es ist schon später Nachmittag, als ich vor dem Oberalppass ab dem Piz Nair Höhe gewinne. Es wird eine Atomhöhe mit gigantischer Aussicht. Ich meine, die Erdkrümmung am Horizont über den Viertausendern zu erkennen. Nach langem Gleitflug ohne Kurve mache ich über Andermatt einen taktischen Fehler. Infolge der grossen Abschattungen auf der nördlichen Talseite, quere ich Richtung Gemsstock. Südwind vom Gotthard her! Sch……. Zusammen mit einem Adler mache im Lee mit einer Vollzerlegung so gut wie möglich noch Höhe, um das Tal queren zu können. Keine Chance, auch von Realp her Südwind. Wenns dann nur noch runter geht und man keinen Wind mehr im Gesicht verspürt, ist es Zeit, irgend ein Körperfunktionsorgan zusammenzuklemmen, um den Schaden möglichst klein zu halten. Sichere Landung am Bahnhof Realp. Weil Beat gerade in Fiesch (vom Niesen her) gelandet ist, fahre ich mit dem Zug dorthin. Gemütliches Racelett und äs Möschtli oder zwei. Tagesbilanz: 78 Km
24. Juni. Fiesch – Innerkirchen. Mein Geburtstag.
Nicht mehr so ganz giggerig aufs Fliegen, war unser Ziel, irgendwo Richtung BEO abzuschwenken, um den langen Heimweg zu ersparen. Vor der Grimsel Blinker links. Da Innerkirchen wegen des Militärflughafens eine Sackgasse ist, haben wir dort freiwillig aufgehört zu fliegen. Der ursprüngliche Gedanke via Lötschental heimfliegen, wäre wohl besser gewesen, ist aber voll OK. Tagesbilanz: 48 Km.
Fritz Hodel