Stephan und Philippe waren schon am Freitagmittag angereist und berichteten abends von ihrem Flug vom Col de la Forclaz. Der Checkin am Campingplatz war auch schon gemacht, als wir weiteren Fünf um 20:00 Uhr eintrudelten. Kurz vor Eindunkeln, am Himmel hingen immer noch Gleitschirme, haben wir innert 20 Minuten das Zelt aufgestellt und eingerichtet. So waren wir noch früh genug, um gemeinsam in der Pizzeria um die Ecke auf das bevorstehende Wochenende anzustossen.

Die bekannten Teppich-Startplätze Col de la Forclaz und Planfait am Lac d’Annecy sind nach Westen ausgerichtet und am Vormittag thermisch inaktiv.

Gegenüber, nach Osten ausgerichtet, auf einer nur 400m hohen Felsrippe liegt der kleine Startplatz Entrevernes, benannt nach dem Dorf, das dahinter in der Hochebene liegt. Der kleine Oststartplatz war unser H&F-Ziel am Samstagmorgen. In den Läden von Doussard deckten wir uns noch etwas ein und sind pünktlich um 9:00 Uhr losgelaufen. Nach einer halben Stunde Landstrasse in der Ebene, erreichten wir im Dorf Lathuile den Wanderweg am Fusse der Felsrippe. Von dort führt ein Zickzackweg im Wald nach oben.
Nach einer weiteren Stunde erreichten wir die Lichtung im Wald, wo nur ein Gleitschirm aufs Mal Platz hat. Es ist so ein Startplatz, wo man erstmal leer schluckt. Er wird aber auch für fortgeschrittene Flugschüler genutzt und ist am Morgen bei entsprechendem Wind von vorne ideal.
Weil ich das Gebiet kannte, machte ich das Schlusslicht und bin als letzter raus. Ich hatte mich schon gewundert, wo wohl alle geblieben sind. An einem guten Tag kommt man hier weg und sonst ist’s halt ein schöner Morgenflug. Wie ich um die Ecke kam, sah ich alle in Richtung Annecy, immer noch auf Kreten-Höhe, wacker kämpfen. «Oha, Hohwacht-Training zahlt sich aus», habe ich mir gedacht. Zu meiner Freude blieben wir alle zusammen, bis die Verhältnisse um die Mittagszeit besser wurden.
Wir konnten die vorgelagerte Krete zunehmend überhöhen. Bald war’s möglich sich über die Hochebene an die hintere Kette versetzen zu lassen. Über dem Gipfel Roc de Boeufs an der Basis auf über 2000müM sammelten wir «glorreichen» Sieben uns wieder. Wir versuchten in Richtung Albertville weiterzukommen, was nicht funktionierte.
Die 400m-Krete, wo wir gestartet sind, war aber noch gut erreichbar. So konnten wir uns alle, über eine zweite Runde, wieder hoch zum Gipfel retten. Die gegenüberliegende Seeseite war mittlerweile an der Sonne und wir nahmen die Talquerung rüber zum Col de la Forclaz unter die Flügel.
Auch dort ging es thermisch hoch über die markanten Felsen. Nach Stunden in der Luft entschlossen sich die Ersten zu Gunsten eines Abendfluges zu landen und sich kurz im Pool des Campingplatzes abzukühlen. Wir anderen rundeten den Flug später mit einer Seequerung ab und genossen den Pool in den Abendstunden.

Nach dem ausgefüllten Tagesprogramm, bei sommerlicher Hitze und anspruchsvollen thermischen Bedingung, waren einige zu groggy und der Abendprogrammpunkt Altstadt von Annecy entfiel. Stattdessen machten wir es uns in Doussard und am Camping gemütlich.

Am Sonntagmorgen war Ausschlafen angesagt. Arie versorgte alle mit Caffè, Stephan und Tanja organisieren Gipfeli und Schoggibrötli. Frühaufsteher Philippe kam von seiner Wanderung zum See zurück. In der Zwischenzeit war auch schon das Zelt abgebaut. Nach dem Frühstück machten wir uns auf zum grossen Landeplatz, von wo aus der Shuttle-Bus zum Col de la Forclaz fährt.

Ab 13:00 Uhr zog die Thermik durch und wir konnten, wieder bei thermisch anspruchsvollen Verhältnissen, die unglaublich schöne Landschaft geniessen. Nach 16:00 Uhr waren alle gelandet, so dass wir uns auf den Heimweg machen konnten.

Peter und ich beschlossen die vielen Staumeldungen bei einem Abendessen in der Altstadt von Annecy auszusitzen. Die Altstadt lag am Weg und ist ein absolutes Bijou.

Nach einem eindrucksvollen Wochenende mit grandiosen Flügen sind wir alle etwas spät, aber zufrieden zu Hause angekommen.

Thorsten Caviezel